Was meinem Leben Sinn und Bedeutsamkeit gibt…



Ein Mann, der mich schon sehr lange auf besondere und einzigartige Art und Weise durch mein Leben begleitet, hat diese Frage nach dem „Sinn des Lebens“ vor ein paar Wochen in mein Leben gespült. Nicht ganz so heftig wie die Unwetter in manchen Gebirgstälern in den Tagen zuvor Straßen und Brücken hinweggespült haben. Doch so wie auch die Folgen der Unwetter anhaltend und nachhaltig sein können für das Leben der Menschen und die Natur, so beschäftigt auch mich diese Frage mehr, als ich an diesem Tag mit dem magischen Datum 8.8. gedacht habe, als ihn die Sorge, ob wir auch von Unwettern betroffen sein könnten, dazu veranlasst hatte, sich mit dieser Frage wieder bei mir zu melden.

Seit über einem halben Jahr hatten wir nichts voneinander gehört, eine Zeit des Wandels für uns Beide lag hinter uns, wie sich zeigte. Und ein runder Geburtstag vor ihm, der die Frage nach der Bedeutsamkeit und dem Sinn seines Lebens hochsteigen hatte lassen. Mit den Worten: „Ich habe keinen Mann, keine Kinder, kein Eigenheim und auch keinen Job mehr. Wenn es mich morgen nicht mehr gäbe, würde es auch Keinen stören…“ zitierte er eine Freundin, die kürzlich auch 50ig geworden war. Sie hatte ihm bewusst gemacht, dass die Gedanken und Sorgen von Frauen und Männern doch nicht so unterschiedlich sind, wie es nach Außen hin vielleicht erscheinen mag.

„Ich habe wenigstens noch hier meinen Job!“, so ging es in seinem Mail weiter. Ich begann über mein eigenes Leben nachzudenken. Spürte eine tiefe Dankbarkeit in mir, dass ich mich in meinem Leben für Kinder entschieden habe und sie mir auch geschenkt wurden. Meine Arbeit kam mir in den Sinn, die für mich nicht nur ein „Job“ ist, sondern meine Berufung. Wieder stieg eine Welle von Dankbarkeit aus mir hoch für meinen Mut, die patriarchalen Einbahnstraßen verlassen zu haben und auf die alten Frauenpfade zurückgekehrt zu sein. Unser Daheim hier am Haunsberg, es ist seit meiner Scheidung wieder „Mutterland“ für meine Kinder und mich geworden. Noch mehr Dankbarkeit durchflutete mich. Und ob ich meinen 50iger nächstes Jahr mit oder ohne „Beziehung“ erleben werde, das wird sich zeigen. Doch was ich schon jetzt spüre und weiß, egal was und wie es an diesem 12.12. konkret sein wird in meinem Leben: mein Leben hat Sinn, mein Leben ist bedeutsam…



Natürlich bin ich wichtig und bedeutsam für meine Kinder. Mein berufliches Tun ist bedeutsam für Mutter Erde, die Natur, die Welt, die Menschen. All das ging mir an diesem 8.8. durch den Kopf. Erst heute sollte mir jedoch bewusst werden, dass sich das Gefühl der Sinnhaftigkeit meines Lebens aus einer viel tiefer liegenden Quelle speist.

Meine spirituell-systemische Sicht auf unser Leben ist für viele Menschen noch immer eine „fremde Welt“, so auch für ihn. Die tiefe Überzeugung, dass hinter all den kleinen und großen Begebenheiten unseres Lebens ein großer Plan steht und dass zu diesem auch gehört, die Verantwortung für noch unerlöste Themen aus dem Familiensystem zu übernehmen, ist in den vergangenen Jahren in mir immer mehr gewachsen. Auf manche Menschen wirkt dies befremdlich, es macht ihnen Angst, vor allem dann, wenn ihre eigenen Themen im Sog dieser spirituellen Kraft zum Hochsteigen anfangen. Wir uns gegenseitig die Spiegel hinhalten und die Entscheidung „hineinschauen oder abwenden“ immer vehementer an unsere Türen klopft.

Manchmal mag uns das „Abwenden“, das „Zurückweichen“ als die vordergründig einfachere Lösung erscheinen. Der Druck wird vielleicht ein Stück weit weniger, kurzfristig zumindest. Aber es besteht dabei auch die Gefahr zu meinen, dass dies nun bereits die Lösung sei, weil wir uns vom äußeren Druck auf die alten Themen wieder befreit fühlen. Doch „irgendwann“ klopft dieses alte Thema, diese unterdrückte, verdrängte Erfahrung aus der Kindheit oder dem Familiensystem doch wieder bei uns an. Je öfter wir versuchen es wegzuschicken, in desto kürzeren Abständen kehrt es zu uns zurück, so meine Erfahrung. Die Personen, die da jeweils vor unserer Türe stehen, die können wechseln. Doch was sich nicht ändert, das ist der wunde Punkt in uns, auf den sie drücken. Ob immer wieder der gleiche Mensch auf diese wunde Stelle klopft oder ob es verschiedene Menschen sind, sie haben doch eines gemeinsam: sie werden erst damit aufhören, wenn wir bereit sind, dort hin zu schauen, wohin sie unsere Aufmerksamkeit lenken sollen. Wenn das, was dort noch nicht gefühlt und gezeigt wurde, was aus welchen Gründen auch immer, in der Vergangenheit gestockt ist, wenn diese Welle alten Schmerzes, der unterdrückten Trauer oder Wut, der Angst und Resignation nun endlich auslaufen kann und damit Heilung geschehen darf. In uns, in unserem Familiensystem und damit auch in der Welt um uns. 



Sehr viele gestockte Wellen durfte ich in den vergangenen Jahren zum Auslaufen bringen. Diese Zeit war anstrengend, herausfordernd, auch mühsam und belastend. Doch sie hat mich immer mehr zu jener Frau werden lassen, die ich eigentlich bin und doch so noch nie gewesen war in diesem Erdenleben. Und diese Wandlung wird weitergehen, sie gehört zum „Wechsel“ und der schwarzen Kraft, die ich seit einigen Monaten immer deutlicher in mir am Erwachen erlebe. Eine Frau in ihrer schwarzen Kraft weiß, was sie will, was ihr gut tut und was nicht oder nicht mehr. Sie weiß es jedoch nicht nur, sie spricht es vor allem auch aus. Sie wird für die Menschen um sie herum dadurch vielleicht „schwierig“, erscheint ihnen „komplizierter“ als früher. Die schwarze Kraft ist verbindlich, vor allem sich selber und dem eigenen Leben gegenüber und erwartet diese Verbindlichkeit ihr gegenüber auch von den Menschen, die ihr nahe sein wollen.

Was das alles mit dem Sinn meines Lebens zu tun hat, das ist mir heute Morgen bewusst geworden. Plötzlich erkannte ich, dass die Sinnhaftigkeit meines Lebens für mich vor allem darin besteht, die alten Themen und Muster zu erlösen, die aus meiner Kindheit und die Karmischen genauso so wie das systemische Erbe meiner Ahninnen und Ahnen. Damit bekommt mein Dasein als Frau einen tiefen Sinn, eine Bedeutung über mein eigenes Leben und jenes meiner Kinder hinaus, denn ich erlöse dadurch die alten Themen der Generationen vor mir und verwandle damit die Zukunft für all jene, die nach mir kommen. Keine Beziehung im Außen, keine Kinder, Eigenheime oder Jobs können uns diese ganz tiefe Sinnhaftigkeit unseres Lebens zurückgeben, die wir durch das Herausfallen im Patriarchat aus der spirituellen Anbindung und der systemischen Einbettung erfahren haben, so gingen meine Erkenntnisschritte weiter. 



Ich erlebe immer wieder, wie viele Menschen genau vor dieser spirituell-systemischen Dimension unseres Daseins  eine große Angst haben. Diese Ängste verhindern, sich dieser systemisch-spirituellen Sichtweise auf unser Leben wieder zu öffnen und wirklich die Verantwortung zu übernehmen für all das, was sich in ihrem Leben zeigt, was darin geschieht oder sich partout nicht erfüllen will - trotz wiederholten Bestellungen beim Universum, aller positiver Gedanken und aufgestiegener Meister. Das mit dem männlichen Erlöser, der da vor gut 2000 Jahren für unsere Sünden gestorben sein soll, scheint ebenfalls nicht so ganz zu funktionieren. Auch Einkaufen, Fernsehen, Urlaubsreisen, ein dickes Bankkonto und ein schickes Auto schenken unserer Seele nicht das, was sie wirklich nähren und erfüllen würde.

Daraus erklärt sich für mich, warum so viele Menschen in der heutigen Zeit, auch wenn sie nach Außen hin „alles haben“, in ihrem Leben doch keinen wirklichen Sinn finden können. Denn unsere Seele will wachsen. Sie will wachsen und reifen, mit jeder Erfahrung, mit jeder Begegnung, die wir machen. Sie will sich befreien von den alten Wunden, den unterdrückten Energien, den gespeicherten Verletzungen, den Worten, die wir noch nie ausgesprochen haben. Sie weiß um die Verbindung mit all den anderen Seelen unserer Familiensysteme und strebt mit ihnen gemeinsam nach Heilung und Ausgleich für das gesamte System. Sie will uns in unsere Kraft bringen, in die weibliche und männliche Kraft. Vor allem aber will sie uns von der Freiheit kosten lassen, wirklich wir selber sein zu dürfen, befreit von den alten Verstrickungen und verhärteten Knoten.

Dieser Weg braucht Mut, er kostet Kraft und will mit Ausdauer und Verbindlichkeit begangen werden. Dann beschenkt er uns mit so Vielem, das es in keinem Einkaufszentrum, in keinem Internet, in keiner Partnerbörse, in keinem Retreat und auch in keiner gläubigen Kirche zu finden gibt. Wir finden auf diesem spirituell-systemischen Lebensweg uns selber, Hand in Hand gehend mit dem Sinn unseres Lebens…




Teilen möchte ich in diesem Zusammenhang einen Beitrag von Carsten Pötter: "Krieg und Panik - eine unendliche Tragödie?" Die Mittel von ihm begleiten mich und meine Kinder schon eine Weile auf unserem systemischen Heilungsweg. Vorgestern kam dieses Interview von ihm per Newsletter zu mir, in dem ich mich und meine spirituell-systemische Sichtweise auf das Leben in einer Art und Weise wiederfinde, wie dies sonst selten der Fall ist: FRIEDA-Online - LINK




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